Jahrelang bewegte sich trotz intensiver Bemühungen der Gemeinde Vaterstetten nichts. Am Schluss ging es ganz schnell: Seit 22. November ist der seit Jahren leerstehenden Kiosk am Baldhamer S-Bahnhof Geschichte. Von Seiten der Bahn ist derzeit nichts konkretes zu erfahren, was mit dem freigeräumten Areal geschehen soll. Ideen für die Nachnutzung kommen jetzt vom Vaterstetten Arbeitskreis Verkehr. Ihr schwebt an dieser Stelle ein Fahrradcenter mit Parkplätzen und Serviceleitung rund um den Drahtesel vor.

‘Ruckzuck war der Kiosk weg. Nach Ansicht der Agenda 21 bietet sich damit eine einmalige Chance, die Freifläche nicht fürs Auto, sondern für Fahrräder zu nutzen. (Fotos: B304)
Kurzfristig änderten sich die Prioritäten beim November-Treff des Arbeitskreises Verkehr der Agenda 21 in Vaterstetten. Denn durch den kurz vorher von der Bahn angekündigten – und mittlerweile erfolgten – Abriss des Kiosk in Baldham gewann ein Tagesordnungspunkt an besonderer Aktualität. Die Situation der Fahrradabstellplätze an den S-Bahnhöfen. Anstelle des Kiosk bietet sich am Baldhamer Bahnhof eine Chance, die Vision einer Fahrradfreundlichen Gemeinde endlich Realität werden zu lassen, so der Arbeitskreis, und verweist auf den Bahnhof in Augsburg: Dort gibt es eine moderne Fahrradstation mit Parkhaus, Werkstatt, Verkauf und 24 Stunden überwachtem Parkmöglichkeiten. Ein Beispiel für Baldham?
Der Arbeitskreis-Verkehr der lokalen Agenda 21 in Vaterstetten will u.a. die Nutzung des Fahrrads in der Gemeinde fördern. Man habe zwar schon „ein ordentliches Radwegenetz, innerorts und im Umland“, schreibt der Sprecher des Arbeitskreises, Udo Ricke, in einer Stellungnahme. „Zufrieden sind wir aber noch nicht, da es noch gravierende Schwachstellen gibt, nicht nur bei den Wegen, sondern vor allem auch bei vorhandenen Stellplätzen für Fahrräder.“ Bestes Beispiel seien die beiden S-Bahnhöfe, an denen täglich das Fahrradpark-Chaos zu beobachten sei. Aber auch vor vielen Geschäften sowie vor oder in Privathäusern werde zwar an die Autofahrer gedacht, das Fahrrad und die dafür notwendigen Stellplätze aber oftmals vernachlässigt. Dabei wachse angesichts der allgemeines Verkehrsentwicklung auch in Vaterstetten die Attraktivität des Fahrradfahrens. Im Rathaus vermisst der Arbeitskreis ein klares Bekenntnis zur „Radlerregion Vaterstetten“. Es genüge nicht, ein paar Schilder aufzustellen oder Radwege auszuweisen, es bedürfe ein Konzept.
Es sei an der Zeit, dass Gemeindeverwaltung und interessierte Bürger, aber auch der Arbeitskreis, gemeinsam überlegen und Strategien entwickeln, wie man Fahrradfahren in der Gemeinde gezielt fördern und unterstützen kann. Durch den Kioskabriss am Bahnhof Baldham eröffnet sich dafür jetzt ganz neue Möglichkeiten. Nur müssten bald die Weichen gestellt werden. Man könnte nach Vorstellung der Agenda beispielsweise ein Fahrradcenter mit Service, Toiletten, Ausleihmöglichkeiten für Räder, Aufladestationen für E-Bikes und sicherer Stellplätze gegen Gebühr errichten. Da Fahrräder und E-Bikes technisch immer anspruchsvoller werden und damit teurer, werden sie immer öfter gestohlen. Folglich bedarf es mehr und größere Parkmöglichkeiten und vor allem die Möglichkeit, sein Fahrrad sicher abstellen zu können. Viele Gemeinden hätten das schon umgesetzt und damit auch den Autoverkehr im Gemeindegebiet entlastet. In Augsburg entstand beispielsweise eine Fahrradsadstation mit Parkhaus, Werkstatt, Verkauf und 24 Stunden-überwachtem Parken.
Ein Vorbild für Vaterstetten? Vielleicht. Nach Vorstellung der Agenda 21 sei es überfällig, sich Gedanken für eine radlfreundliche Gemeinde zu machen – und zwar zusammen mit den Bürgern, die sollten von Anfang an mit dabei sein und Vorschläge und Anregungen einbringen können.
Nähere Infos dazu unter www.vaterstetten-agenda21.de (Neuigkeiten)