Mit dem Sommer beginnt die Flugzeit des Asiatischen Laubholzbockkäfers – und damit die Hochsaison der Baumkletterer, die derzeit auf der Suche nach dem gefährlichen Schädling wieder in Weißenfeld, Salmdorf und Ottendichl unterwegs sind. Große Hoffnung, den Käfer aufzuspüren und seine Verbreitung zu überwachen, setzt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zudem auf Lockstofffallen, die jetzt in der Quarantänezone um Feldkirchen erstmals in Deutschland aufgehängt wurden.

Ein kleiner fieser Käfer: der asiatische Laubholzkäfer ist schwarz mit rund zwanzig über den Körper verteilten hellen Flecken. Der Körper (ohne Fühler) ist 2,5 bis 4 cm lang, wobei die weiblichen Tiere etwas länger werden. Die auf blauem Untergrund schwarz-weiß geringelten elfsegmentigen Fühler sind beim Männchen ca. 2,5 Mal, beim Weibchen ca. 1,3 Mal länger als der Körper. (Foto: LfL)
Der Käfer ist da. Das weiß die Gemeinde Haar seit Anfang des Jahres. Seit der Asiatische Laubholzbockkäfer in Ottendichl und der Salmdorfer Gärtnersiedlung gefunden wurde, mussten über 60 Bäume gefällt, vor Ort gehäckselt und wie Sondermüll entsorgt werden. Darunter nicht nur die bereits nachweislich befallenen Bäume, sondern auch die typischen Wirtsbäume in der näheren Umgebung. Jetzt gilt es, die Ausbreitung dieses weltweit mit am gefährlichsten Laubholzschädlinge einzudämmen und nicht zuletzt eine Verbreitung in die umliegenden Wälder zu verhindern. Denn sollte der Käfer tatsächlich in einem Waldgebiet auftauchen, wird unerbittlich die Motorsäge zum Einsatz kommen. Im Umkreis von bis zu 500 Metern werden mit Ausnahme der Eichen alle Laubbäume gefällt. Damit wären alle Bemühungen der letzten Jahrzehnte, unsere Fichten-Monokulturen auf Mischwälder umzubauen, vergeblich gewesen. So geschehen im Februar 2013, als ein Wäldchen zwischen Haar und Feldkirchen mit rund 600 Bäume komplett gerodet wurde.
Jetzt beginnt die „Hochzeit“ – für Jäger und Gejagte
In diesen Wochen hat die Flugsaison des Asiatischen Laubholzbockkäfers begonnen, jetzt bohren sich die Larven aus dem Holz und der Kreislauf beginnt – und damit die Hochsaison der Baumkletterer, die derzeit auf der Suche nach dem gefährlichen Schädling wieder in den Verdachtsgebieten, die auch Weißenfeld, Salmdorf und Ottendichl umfasst, unterwegs sind. Große Hoffnung, den Käfer aufzuspüren und seine Verbreitung zu überwachen, setzt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) dabei erstmals auf rund 100 Lockstofffallen, die in den letzten Wochen in der Quarantänezone aufgehängt wurden.
Bei diesen Fallen handelt es sich um sogenannte Prallfallen mit einer Länge von etwa einem Meter. Im Zentrum der Falle befinden sich mehrere Kunststoffampullen, in denen die Geruchsstoffe enthalten sind und die Stoffe langsam verdampfen lassen. Insgesamt kommt ein ganzer Cocktail von Substanzen zum Einsatz: drei Stoffe, die Blattinhaltstoffen von Laubbäumen sehr ähnlich sind, sowie zwei spezifische Verbindungen, die der männliche Käfer abgibt. Die Weibchen des Käfers werden von den Geruchsstoffen angelockt und fliegen dabei gegen die schwarzen senkrechten Seitenflächen der Falle. Diese sind mit einer Antihaft-Substanz beschichtet, wodurch sich der Käfer nicht festhalten kann und in das Fanggefäß fällt. In diesem befindet sich eine für den Käfer tödliche Kochsalzlösung. Da der Wirkungsbereich einer Falle sehr klein ist, mussten über hundert Fallen ausgebracht werden. Daher besteht auch keine Gefahr für eine Anlockung in Baumbestände, in denen der Käfer bisher nicht vorkommt, baut Dr. Hannes Lemme von der Landesanstalt entsprechende Befürchtungen vor. „In die Falle wird nur ein gelockt, der ohnehin schon in der Nähe ist. Hier besteht ein großer Unterschied zu Schmetterlingen, bei denen Lockstoffe über sehr große Entfernungen wahrgenommen werden können.“

In Deutschland erstmalig setzt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) solche rund ein meter hohen Lockstofffallen zur Überwachung des Asiatischen Laubholzbockkäfers ein. (Foto: LfL)
Eine wirkungsvolle großflächige Bekämpfung des Käfers, der vor allem über billiges Holzverpackungsmeterial aus China eingeschleppt wurde, ist mit diesen Fallen allerdings nicht möglich. Mit diesen Fallen kann lediglich festgestellt werden, wo Befallsherde liegen, die sonst möglicherweise übersehen und erst bei einer weiteren Ausbreitung in späteren Jahren gefunden worden wären. Wenn ein Käfer in einer Falle gefangen wird, beginnt die Suche nach dem Baum mit dem Ausbohrloch in der Umgebung der Falle.
Baumkletterer wieder unterwegs
Allerdings setzt die LfL nicht nur auf diese Fallen, sie sind nur eine von vielen Maßnahmen, um die weitere Ausbreitung des gefährlichen Baumschädlings zu verhindern. In der gesamten Quarantänezone sind derzeit regelmäßig Forstfachleute unterwegs, um Bäume zu kontrollieren.
In Ottendichl, Salmdorf und Weißenfeld setzt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in den nächsten Wochen zudem wieder professionelle Baumkletterer ein. Nachdem im Februar 2014 in diesen beiden Haarer Ortsteilen befallene Bäume entdeckt wurden, will man nun die Bäume in ihrer belaubten Phase untersuchen. Die besten Erfahrungen wurden mit Kletterern gemacht. Bei dieser Untersuchungsmehode ist die Trefferquote deutlich höher als bei der Baumuntersuchung vom Boden oder von Hebebühnen aus. Abgesucht werden insbesondere die sogenannten Hauptwirtsbaumarten (Ahorn, Pappel, Weide, Rosskastanie, Birke).
Derziet sind Mitarbeiter der LfL in den Orten unterwegs, um die Anwohnern zu informieren und Termine zur Besteigung abzusprechen. Die Gemeinde bittet die Bürger, die Kletterteams auf das Grundstück zu lassen.

Die Quarantänezone wurde nach den Käferfunden in Salmdorf und Ottendichl deutlich ausgeweitet: Sie reicht nördlich in Haar teilweise bis zur Bahnlinie, hat bereits Teile des Krankenhauses erreicht und auch Teile von Gronsdorf sind nun mit drin. Noch scheint die A 99 als Barriere gegen den nicht sonderlich mobilen Käfer zu wirken und das Gemeindegebiet von Vaterstetten verschont geblieben zu sein. Die Quarantänezone umfasst zwar bereits Weißenfeld und reicht bis kurz vor Parsdorf, aufgetaucht ist der Schädling hier bislang aber noch nicht. Auch im Raum Weißenfeld und Parsdorf sind regelmäßig Forstfachleute unterwegs und inspizieren die Bäume. Bislang zum Glück noch ohne Erfolg. (Grafik: LfL)
Erfolge und Mißerfolge im Kampf gegen den Käfer
Den Kampf gegen diesen Schädling, der auch in seinem Ursprungsland China kaum natürliche Feinde, kann gewonnen werden. Nach Angaben des kanadischen Landwirtschaftsministeriums ist es dort gelungen, den Asiatischen Laubholzbockkäfer wieder auszurotten. Ein Jahrzehnt lang stellten die Kanadier dem gefährlichen Einwanderer nach, der im Jahr 2003 erstmals in der Provinz Ontario auftauchte. Angesichts der Gefährlichkeit des Laubholzbockkäfers griffen die Behörden entschlossen durch. Um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern, wurden Zehntausende von Laubbäume gefällt und der Handel mit Holz, Holzschnitzeln, Rinde oder Jungpflanzen streng reglementiert. Die Maßnahmen zeigten Wirkung. Der Käfer tauchte 2007 zum letzten Mal auf. 2013 erklärte ihn das kanadische Landwirtschaftsministerium für ausgerottet.
Zu früh gefreut hatten sich dagegen die Österreicher. Im österreichischen Braunau, wo der Käfer im Jahre 2001 erstmals in Mitteleuropa aufgetaucht ist, gaben die Behörden im August letzten Jahres Entwarnung. Nachdem vier Jahren kein Befall des Baumbestandes mehr festgestellt worden war, galt laut EU-Vorgaben Gebiet damit als Käferfrei. Im November entdeckten Arbeiter bei Baumpflegearbeiten erneut einen Käfer.
Ausführliche Informationen zum Asiatischen Laubholzbockkäfer sind auf der Internetseite der Landesanstalt für Landwirtschaft unter www.LfL.bayern.de/ips/ zu finden.